Das Thema Handelszölle ist derzeit in aller Munde – und in vielen Vorstandsetagen weltweit prägen die bevorstehenden Zölle zweifellos die Diskussionen über geopolitische Strategien.
Grund dafür sind die häufig komplexen Lieferketten, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Diese Lieferketten erstrecken sich über verschiedene Kontinente, sodass Waren mit unglaublicher Geschwindigkeit und zu wettbewerbsfähigen Preisen transportiert werden können. Komplexität birgt jedoch auch Risiken – und gegenwärtig sind es Zölle, die die Weltwirtschaft auf den Kopf stellen.
Handelszölle lösen Kettenreaktion aus
Wenn Zölle in Kraft treten, wirkt sich dies auf die gesamte Lieferkette aus. Um überhaupt einen Gewinn zu erzielen, müssen Importeure einige – wenn nicht sogar alle – der gestiegenen Kosten an Kunden weitergeben, was häufig zu einer sinkenden Nachfrage führt. Einzelhändler sind dann gezwungen, ihre Beschaffungsstrategien zu überdenken, Lieferantenbeziehungen neu zu bewerten und Bestandsverwaltungsprozesse zu überarbeiten. Denn die Kosten könnten unter Umständen astronomisch hoch sein: Schätzungen zufolge liegen die potenziellen jährlichen Preissteigerungen für Verbraucher im vierstelligen Bereich.
Erschwerend kommt hinzu, dass Unternehmen schon jetzt mit steigenden Verwaltungskosten zu kämpfen haben, die 2024 gegenüber dem Vorjahr bereits um 14 Prozent gestiegen waren. Weitere Herausforderungen sind die zunehmend strengen gesetzlichen Vorgaben und die allgemeine Unsicherheit aufgrund der Entwicklung der weltweiten Handelspolitik. Führungskräfte suchen deshalb nach neuen Wegen, um diese Kosten zu mindern. Ansätze wie Nearshoring oder die Nutzung neuer Beschaffungswege mögen auf den ersten Blick zwar attraktiv erscheinen, doch auch diese Alternativen erweisen sich oft als Notlösungen, die ihre ganz eigenen Risiken bergen.
Proaktiv statt reaktiv handeln: Resilienz durch Technologie
Anstatt lediglich auf veränderte Zölle zu reagieren, sollten Unternehmen eine proaktive und langfristig ausgerichtete Strategie verfolgen. Genau hier kommt moderne Technologie ins Spiel – insbesondere fortschrittliche Lösungen für das Supply-Chain-Management. Durch umfassende Datentransparenz, den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung lassen sich Lieferketten nicht nur widerstandsfähiger gegenüber Störungen gestalten, sondern auch insgesamt robuster und anpassungsfähiger machen.
- Simulation unterschiedlicher Szenarios: Mithilfe von Was-wäre-wenn-Analysen können Unternehmen alternative Strategien für ihre Lieferketten im Voraus erproben. Durch die Bewertung unterschiedlicher Beschaffungsregionen, Logistikrouten und Preismodelle lassen sich belastbare Notfallpläne entwickeln – mit dem Ziel, potenzielle Störungen effektiv zu bewältigen und die Auswirkungen von Zöllen zu minimieren.
- Alternative Strategien für die Bezugsquellenfindung: Da das Ursprungsland maßgeblich die Höhe der Zölle bestimmt, suchen viele Unternehmen nach alternativen Lieferanten in zollfreien Regionen. Tatsächlich setzen fast ein Drittel der Unternehmen inzwischen auf ein duales Lieferkettenmodell mit sowohl globalen als auch regionalen Bezugsquellen. Über Plattformen wie das SAP Business Network können sie dabei herausfinden, bei welchen Lieferanten es Probleme geben könnte. Zudem können sie nach alternativen Bezugsquellen suchen oder Tools zur Zusammenarbeit nutzen, um rasch und souverän mit Störungen umzugehen.
- Bestandsoptimierung: Um drohende Zölle abzufedern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sollten Unternehmen kritische Produkte frühzeitig identifizieren und möglichst vor Inkrafttreten der Zölle beschaffen. Ebenso entscheidend ist eine gezielte Präsenz an strategisch wichtigen Knotenpunkten der gesamten Lieferkette. Studien belegen, dass führende Unternehmen im Supply-Chain-Management im Vergleich zu weniger erfolgreichen Wettbewerbern doppelt so stark in künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen investieren.
- Mehr Transparenz in der Lieferkette: Wenn Unternehmen Bedarfsschwankungen, Lagerbestände und logistische Abläufe in Echtzeit überwachen, können sie ihre Strategien, flexibel und schnell an neue Zölle oder andere Veränderungen anpassen. So lassen sich Lieferantennetzwerke gezielt erweitern, Bestände strategisch positionieren und Logistikprozesse anpassen und optimieren – mit dem Ziel, die Auswirkungen von Zöllen zu minimieren.
Besser für die Zukunft gerüstet
In der unbeständigen Handelswelt von heute sind Resilienz, Agilität und Anpassungsfähigkeit nicht mehr optional, sondern unerlässlich. Mit der richtigen Technologie können Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und sicherstellen, dass ihr Erfolg nicht von Zöllen diktiert wird.